Das Bedürfnis des Menschen nach Sicherheit ist groß.

„Im Trachten nach Absicherung – das gilt bis heute – schafft man am besten klare dualistische Fronten: Gut – böse; hell – dunkel; erlaubt – verboten; Tag – Nacht; bewusst – unbewusst; Verstand – Gefühl; Mann – Frau. Klare Trennung: entweder – oder. Das Sein des Menschen wird gespalten. Dafür herrschen Ordnung und Gesetz. Der Boden für die Leistungsethik ist bereitet. Daran kann man sich halten.“
Gagern, Friedrich von, „Der andere Gott“ 1990 S. 77

Diese Gesetzmäßigkeiten bilden die Leitplanken für ein geordnetes und ruhiges Leben. Zufriedenheit und Erfüllung bieten sie nicht. Jeder Mensch hat als Individuum das Bedürfnis, sich selbst zu verwirklichen, seine eigene Wahrheit, seine ureigene Wirklichkeit zu finden und diese schöpferisch zu gestalten und zum Ausdruck zu bringen.

„Macht nun der Dualismus aus diesen Verschiedenheiten ein Entweder-Oder, so sucht die Integration nach einem Sowohl-als-Auch. Statt eines unfruchtbaren Gegeneinander … suchen wir nach dem Miteinander, nach der Vereinigung der Gegensätze, nach Ergänzung, nach Ganzheit.“
ebd. S. 146

Der Mensch möchte sich in seiner Ganzheit entfalten, er möchte sein Leben gestalten dürfen, ohne unliebsame Anteile abzuspalten oder verstecken zu müssen. Die Integration des Atems ermöglicht, dass Neues geschaffen wird, nicht das eine oder das andere, sondern etwas Drittes, etwas noch nicht da Gewesenes. Die Tradition des Christentums besingt den „Creator Spiritus“ – den „Schöpfer Geist“. Angeschlossen an den Atem, an den Geist, wird der Mensch schöpferisch tätig, wird er kreativ und erlebt Selbstverwirklichung in der ihm gemäßen Form.